Carlo Giuliani vive!
Am 20.07.2001 ermordet von der Polizei.
Mir leben ejbig! Ein Nachruf auf Esther Bejarano
1924 wurde Esther Bejarano im Saarland in einem jüdischen Elternhaus geboren. Die Familie Bejarano versuchte dem eliminatorischen Antisemitismus des deutschen Faschismus zu entfliehen. Esthers Bruder schaffte es in die USA, ihre Schwester nach Palästina zu fliehen. Für die in Deutschland verbliebenen Familienmitglieder wurde das Leben in Deutschland von antisemitischen Terror bestimmt. Esthers Eltern wurden in Kowno (Litauen) ermordet. Esther musste Zwangsarbeit verrichten und wurde am 19. April 1943 in das Vernichtungslager Auschwitz deportiert. Sie erhielt die Häftlingsnummer 41948.
Ihr Mut, Glück und die Liebe zur Musik verhalfen ihr als Akkordeon-Spielerin dem Mädchen-Orchester von Auschwitz beizutreten. In Lübz (Mecklenburg Vorpommern) wurde Esther und Freundinnen befreit, sie trafen beim Todesmarsch aus den Konzentrationslagern auf Soldaten der Roten Armee und der US Streitkräfte.
Vielen stockte der Atem und die Spucke im Hals wurde bleischwer, wenn Esther von ihren Erfahrungen berichtete. Kaum vorstellbar gerade, diese Geschichte nicht mehr erster Hands hören zu können. Ihre Stimme, ihre Gedanken waren klar, ihre Menschlichkeit in den Vorträgen spürbar und so verhalf sie dabei Generationen zum Zuhören zu bringen und Solidarität zu lernen. Sie gab den 1,3 Millionen Menschen die in Auschwitz ermordet wurden eine Stimme – eine einmalige Stimme, ihre Stimme. Die ohrenbetäubende Stille nach ihrem Tod schmerzt.
Bis zuletzt setzte sich Esther für die hervorgehobene Bedeutung des 8. Mai ein, der Tag der Befreiung, der historischen Niederlage das Nationalsozialismus. Ihr politisches und gesellschaftliches Engagement machte aus einem Erinnern ein Handeln. Es galt alten wie neuen Rechten entgegenzutreten und ihre Worte mobilisierten stets viele Menschen und gaben ihnen den Mut zum Widerstand. Esther machte in diesem Zusammenhang auch immer wieder deutlich, dass wer gegen Nazis kämpfen würde, sich nicht auf den Staat verlassen könnte. Traurig stimmt es einen daher im Hinblick darauf, welche Kämpfe sie zu führen gezwungen war, zum Beispiel der Entzug der Gemeinnützigkeit des VVN-BDA in einer Zeit gesellschaftlichen Rechtsrucks. Ihr Engagement bedeutete Solidarität, mit Geflüchteten, mit gesellschaftlich Marginalisierten, mit den Menschen, die trotz allem den Mut fanden sich gegen die Feinde der Menschlichkeit stark zu machen. Ihre Stimme drang mit einer scharfen Kritik in Bereiche ein, die oftmals viele für unerreichbar hielten. Ihre Stimme war immer zugleich Musik – wie sie unermüdlich zeigte und auf Konzerten unzählige Menschen mitriss. Unvergessen bleibt uns dabei ihr Auftritt beim Antira 2016 auf Sankt Pauli, als sie auf der Gegengrade sang und Menschen aus den unterschiedlichsten Ländern und Zusammenhängen bei „Bella Ciao“ mit einstimmten.
Diese Stimme, sie wird fehlen, sie wird vermisst werden. Sie wird aber auch mit unserer aller Hilfe widerhallen und auf ewig bleiben. Ihre Erinnerung und das Andenken an sie bedeuten weiterzumachen: Den Rechten zu trotzen, selbst wenn es uns jetzt schwerer scheint als zuvor.
Danke für alles Esther.
Hendstedt-Ulzburg war KEIN Unfall! – Demo gegen rechte Gewalt
Trotz Testspiel möchten wir euch auf folgenden wichtigen Termin an diesem Samstag aufmerksam machen.
Diverse Bündnisse und Gruppen aus Hamburg und Schleswig-Holstein rufen für diesen Samstag zu einer gemeinsamen Demo gegen rechte Gewalt auf. Anlass ist der Mordversuch eines AfD-Anhängers an mehreren Genoss:innen im Herbst letzten Jahres. Dieser wurde lange Zeit von der Polizei als „Verkehrsunfall“ bagatellisiert. Mehr Hintergrundinfos dazu gibt es hier: https://tatorthu.noblogs.org/
Für reiselustige gibt es aus Hamburg eine gemeinsamen Anreise – pünktlich um 12:15 am Reisezentrum Hbf.:
https://www.instagram.com/p/CRRCaOVM3z5
https://antifaunitedhamburg.noblogs.org/
Passt bei der Anreise auf euch auf und beachtet die Hygienemaßnahmen!
Kick the Borders – Social Media Takeover
Ob auf der Straße, in der Bahn oder bei der Jobsuche: Rassismus tritt überall auf. Nicht nur im Alltag gibt es Rassismus, auch die europäische Abschottungspolitik führt vor Augen, dass Rassismus in unseren politischen Systemen tief verwurzelt ist. Wir finden es infolgedessen wichtig, Rassismus als Phänomen der Gesellschaft sichtbar zu machen – ob in seiner strukturellen, institutionellen, individuellen oder diskursiven Form.
Am Dienstag, den 27.4. übernehmen wir als Arbeitskreis „Kick the borders“, wovon wir als Ultra` Sankt Pauli ein Teil sind, für einen Tag die Social Media Kanäle des FC St. Pauli. An diesem Tag erzählen vor allem Betroffene von ihren rassistischen Erfahrungen und Erlebnissen, aber auch Unterstützer*innen berichten von ihrer antirassistischen Arbeit.
In einem ersten Schritt gibt uns Rechtsanwältin Anette Schmidt eine Einführung in das Thema „Flucht und Rassismus“. Anette führt u.a. alle 14 Tage die kostenlose anwaltliche Rechtsberatung für Geflüchtete in den Fanräumen im Millerntor-Stadion durch. Außerdem stellt sich das Café Exil in einem Beitrag vor. Sie unterstützen kostenlos und ehrenamtlich Geflüchtete und Migrant*innen durch persönliche Beratungen im Café, Begleitungen zu den entsprechenden Behörden und sprachliche Vermittlung.
Wir finden es vor allem wichtig und notwendig, dass Betroffene Raum bekommen, um über Rassismus und Rassismuserfahrungen zu sprechen, damit diese Erfahrungen auch für andere begreifbar werden. In mehreren Videos erzählen Menschen, die gemeinsam mit uns ins Stadion gehen oder auf andere Art und Weise mit dem FC St. Pauli verbunden sind, über rassistische Erfahrungen und Erlebnisse in ihrem Alltag und was diese für ihr Leben bedeuten.
Daran anschließend kommen verschiedene Stimmen aus St. Pauli zu Wort, von Menschen, die im Stadtteil leben, arbeiten und sich engagieren. Und die von der rassistischen Praxis der Polizei betroffen sind! Diese Stimmen sind Teil eines Audiowalks gegen rassistische Polizeigewalt, auf den wir gerne an dieser Stelle noch einmal verweisen.
Zum Abschluss des Tages werden Menschen, die sich zurzeit in Krisengebieten aufhalten, vom Alltag und der Lebensrealität an den EU-Außengrenzen berichten.
Wir möchten mit diesem Tag deutlich machen, dass Rassismus von uns allen entschieden zurückgewiesen werden muss, wir klar Stellung beziehen und uns mit Betroffen solidarisieren müssen. Wir wollen gemeinsam mit euch für eine solidarische Welt kämpfen, in der Rassismus keinen Platz hat!