1. und 2. Spieltag
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Moin Sankt-Pauli-Fans,
Ende Januar und im März veröffentlichten wir jeweils Zwischenstände für die Fanszenen-Öffentlichkeit. Inhaltlich ging es um die Aufarbeitung und unseren Umgang mit grenzüberschreitendem Verhalten innerhalb und aus unserer Gruppe heraus. Im Januar kommunizierten wir, dass wir zu dieser Thematik nur noch innerhalb der Fanszene-Öffentlichkeit äußern wollen. Im Rahmen des Prozesses haben wir festgestellt, dass dieses Thema mehr Transparenz verdient und es hilfreich ist, noch mehr Leute zu erreichen.
Wir befinden uns in einem fortgeschrittenen Stadium der strukturellen Aufarbeitung. Im Folgenden werden wir Euch einen Teil der positiven Veränderungen, welche wir für uns als Gruppe erarbeitet haben, darstellen. Damit ist das Thema für uns natürlich nicht abgeschlossen. Vielmehr wollen wir durch kontinuierliche Arbeit in den AGs, im speziellen unserer internen AG Antidiskriminierung, weiterhin daran arbeiten und besser werden.
Nach wie vor halten wir fest, dass der Themenkomplex seit Veröffentlichung des ersten an uns gerichteten offenen Briefes weiterhin Priorität für uns hat. Ähnlich wie im Zwischenstand aus dem März wollen wir hier nun transparent aufzeigen, was sich bei uns getan hat, was aktuell passiert und was wir für die nahe Zukunft planen. Große Teile des März-Zwischenstandes werden hier nicht erneut aufgeführt.
Mit Blick auf die letzten Monate möchten wir auch einen Appell an Verein und Fanszene richten: Das Thema Awareness kann nicht nur von Ehrenamtlichen getragen werden. Es muss dafür eine Lösung für eine solide Finanzierung und auch Hauptamtlichkeit in dem Thema erarbeitet werden. In der genauen Umsetzung wollen wir uns nicht als Erfinder*innen der Lösung aufspielen, doch dass dieses Thema klare finanzielle Unterstützung für eine weitere Professionalisierung braucht, ist für uns eindeutig. Der Druck, dass der Verein diesbezüglich eine Lösung erarbeiten muss, sollte von möglichst vielen Akteur*innen getragen werden. Der (finanzielle) Support vom AK Awareness ist eine Sache, gleichzeitig muss klar sein, dass bei der Umsetzung von Awarenesskonzepten alle Fanclubs, Gruppen und Akteur*innen der Fanszene auch selbst gefragt sind.
Wir wollen weiterhin versuchen, Antisexismus zu leben und auf eine Kurve frei von Sexismus hinzuarbeiten. Dies ist eine Absichtserklärung. In dem Wissen, dass in dieser Gesellschaft ein Sexismus-freier Raum unerreichbar ist, wollen wir uns trotzdem daran messen lassen.
Wie dieses Messen lassen konkret aussieht, dazu gab es in der Vergangenheit innerhalb der Fanszene verschiedene Herangehensweisen. Eins vorweg, schlichte Schuldzuweisungen ohne Selbstreflexion oder Konsequenzen im eigenen Umfeld, werden dem Thema nicht gerecht. Gerade anfangs wurde viel über uns geredet, teils mit berechtigter Kritik, aber wenig mit uns. Als wir im März einen Teil unserer Arbeit öffentlich gemacht und um Mitarbeit und konstruktive Kritik gebeten haben, wurde es da leider erheblich stiller. Das finden wir extrem schade. Die Arbeit für eine nachhaltige Verbesserung der Zustände und für die Herstellung eines möglichst sicheren Raumes in unserer Südkurve, in unserem Stadion, auf unseren Veranstaltungen – generell in unser aller Fußballkosmos – ist aufwendig und langwierig. Wir werden dies als Gruppe niemals allein erreichen können, das war und ist uns zu jedem Zeitpunkt bewusst. Es benötigt einen ehrlichen Kraftakt der gesamten Fanszene. Wir wünschen uns für die Zukunft ein Miteinander, das konstruktives Arbeiten und ehrliche Kritik, um gemeinsam besser werden und unseren eigenen Ansprüchen gerechter werden zu können.
Seit Beginn der Auseinandersetzung um dieses Thema im November 2021 haben wir viel gelernt. Im Zuge dessen haben wir Fehler erkannt: in unserem Umgang mit Sexismus und grenzüberschreitendem Verhalten, in unserer Kommunikation in die Öffentlichkeit und in die Fanszene hinein sowie in teils unsensiblen Statements und einigen weiteren Punkten. Diese reflektieren wir weiterhin und arbeiten daran, besser zu werden.
Uns ist hier wichtig, nochmal zu betonen, was eigentlich selbstverständlich sein sollte: Wir stehen an der Seite von Betroffenen sexualisierter Gewalt und nehmen jeden Vorwurf sehr ernst. Bei Gesprächsbedarf wendet euch an den AK Awareness oder an uns. Wir sind unter kontakt@ultra-stpauli.de zu erreichen und bieten allen Fanclubs und interessierten Gruppen an, sich in einem persönlichen Treffen mit uns zum Thema auszutauschen, eventuelle Fragen oder Unklarheiten zu klären oder auch Kritik zu äußern.
Wir sind allen dankbar, die konstruktiv auf uns zugingen und für einen Austausch offen waren, der einer Verbesserung der Zustände zuträglich war und ist! Wie bereits im März hoffen wir, dass wir mit diesem Zwischenstand ein weiteres Stück Transparenz schaffen können. Wir wollen besser werden, weiterhin dazulernen und sicherere Räume für alle schaffen.
Voran Sankt Pauli!
USP 2002 – Juli 2022
Bilder von den letzten fünf Spielen sind online.