(K)eine Atempause – Geschichte wird gemacht!

20 Jahre Ultrà Sankt Pauli, das haben wir vergangenes Wochenende nicht nur gebührend gefeiert, sondern stellen wir nun auch noch aus. Frei nach dem Motto “Geschichte wird gemacht!” wirft die Ausstellung im FC Sankt Pauli-Museum einen Blick zurück, richtet sich aber gleichzeitig auch in die Zukunft.

Ultrà, das ist ganz gewiss nicht mehr wie 2002, als sich einige Freaks im Block D der Gegengerade neu zusammenfanden und organisierten. Es war nicht die Geburtsstunde von Ultrà am Millerntor, wohl aber die Geburtsstunde einer Gruppe, die lebensverändernd für so viele war und ist. Inzwischen ist Ultrà – ganz anders als vor 20 Jahren – vielfach auf YouTube-Kanälen mit schlechter Computer-Stimme und in Telegram-Kanälen angekommen und wird trotz der größeren Zahl an Menschen, die sich dieser Subkultur zugehörig fühlen, leider hierzulande auch eindimensionaler. Immer häufiger liegt der Fokus auf körperlichen Auseinandersetzungen, dem Aufbrechen von Material-Lagern oder dem Verkleiden als Sicherheitsdienst, um Banner einer anderen Gruppe zu erbeuten, welche nicht einmal die Position eines ernstzunehmenden Rivalen besitzen muss, um ins Fadenkreuz zu geraten. 

Der Tifo der Kurve sowie der Support des eigenen Vereins rücken immer häufiger besorgniserregend weit in den Hintergrund. 

Doch blicken wir zurück, waren es gerade die letztgenannten Aspekte, die USP immer ausgemacht und uns immer wieder neu inspiriert haben. In einer hektischen Zeit, in der jede starke Choreo, eindrucksvolle Fanmärsche oder kreative Aktionen von Ultras nach wenigen Wochen vergessen werden, möchten wir versuchen, mit der Ausstellung auf erreichte Meilensteine und besondere Momente zurückzublicken. Außerdem nehmen wir uns, entgegen des Mottos, eine kleine Atempause, um zu bilanzieren: Wie wurden wir die Gruppe, die wir heute sind? Nach welchen Wendepunkten war nichts mehr so, wie es zuvor war? Welche Materialien, welche Einflüsse, welche Gesänge haben wir jahrelang getragen, gesungen und vielleicht sogar zwischenzeitlich vergessen? Wie kamen unsere Freundschaften und politischen Aktionen oder Bündnisse zustande? Wie hat USP das Millerntor unwiderruflich verändert? 

Etwas aus unserer Geschichte zu lernen bedeutet für uns nicht zuletzt, uns dazu zu äußern, welche Gruppe, welche Kurve wir sein möchten. Der Blick in unsere Entstehung und Entwicklung zeigt auf, wie entscheidend dabei der Support des Vereins mit all seinen Facetten, Vernetzungen und politischen Aktionen war und ist. Unsere Geschichte beinhaltet einen klaren Auftrag: Auch in Zukunft wollen wir unser Hauptaugenmerk auf optischen sowie akustischen Support bei Heim- und Auswärtsspielen legen. Zusätzlich unsere Freundschaften stärken, unsere Meinung in der Kurve präsentieren und weiterhin auch in engem Kontakt mit unserem Verein Projekte überall dort unterstützen, wo wir unseren Support richtig platzieren können.

Wir betrachten mit Stolz die von Mitgliedern und uns eng verbundenen Mitstreiter*innen konzipierte Ausstellung, die keineswegs perfekt ist. Weder die Geschichte von Ultras am Millerntor, noch Ultrà Sankt Pauli sind perfekt – aber echt. Wir haben diese Geschichte geschrieben und wir schreiben sie weiter – es geht voran. 

Wir danken allen Beteiligten und dem FC Sankt Pauli-Museum für die Möglichkeit, unserer Geschichte eine Bühne zu geben und ermuntern alle an unserem Weg Interessierten, sich eine Atempause zu gönnen und den Weg in die Ausstellung zu finden. Vielleicht schlägt Euer Herz dann auch schneller, ganz wie unseres, wenn wir sie sehen. Nicht zuletzt danken wir allen Freund*innen und Wegbegleiter*innen für die immer ausgesprochene und gelebte Solidarität, für gemeinsame Erlebnisse wie auch für die Kritik, die unseren Weg begleitet. 

 

Die Ausstellung ist ab Freitag, den 30.9. zu sehen.

Das Museum ist immer freitags von 15:00 bis 19:00 Uhr und samstags von 11:00 bis 19:00 Uhr geöffnet.

 

 

Von ULTRA` SANKT PAULI am 30. September 2022 15:39 in Infos