Einstürzen, neubauen, Mitglied werden!
Hallo Ihr Braun-Weißen!
Ultrà Sankt Pauli ist – im Gegensatz zu den Jungs auf dem Rasen – furios in die neue Saison gestartet und hat merklich den Spaß zurückgewonnen, der in den letzten Jahren teilweise ein wenig auf der Strecke geblieben ist. Nach zehn Jahren war an einigen Stellen der Lack ab, an anderen Stellen hatte sogar ein wenig Rost angesetzt und insgesamt lief die Maschinerie nicht mehr so rund, wie wir uns das eigentlich vorstellen.
So trafen sich in der Sommerpause unterschiedlichste USPlerInnen mit ganz verschiedenen Sorgen, Problemen und Ideen, um parallel zum Mittwochstreffen die grundsätzliche Struktur der Gruppe zu hinterfragen.
Jede Woche wurde analysiert und strukturiert, altes aufgebrochen, kaputtgehauen und zusammengepuzzelt. Es wurde gemeckert, verurteilt und verteidigt, wir haben geflucht und gelacht, eingestürzt und neugebaut, immer mit dem Ziel, Ultrà am Millerntor noch viel mehr zu einem Massenphänomen zu machen, Kräfte zu bündeln und für alle Interessierte offen zu sein.
Am Ende der Sommerpause waren sich alle einig: Es ist Zeit für einen neuen Schritt Ultrà am Millerntor.
Viel zu viel hat USP sich in den letzten Jahren in unterschiedliche Gräben verzogen und von dort verteidigt, sich immer weiter zurückgezogen und war dann irgendwann selbst für die interessiertesten Sankt PaulianerInnen nicht mehr greifbar.
Vor mehr als drei Jahren fiel unsere Entscheidung, das Mittwochstreffen im LIZ nur noch für bekannte Gesichter zu machen und dieses sorgte dafür, dass es nicht nur an neuem, frischen Input mangelte, sondern das Treffen auch immer mehr schrumpfte. Das ursprüngliche Ziel, effizienter zu werden, wurde nicht erreicht. Dann gab es den Umzug an einen nicht öffentlichen Ort und spätestens zu diesem Zeitpunkt war klar – hier verirrt sich kein Kritiker hin, kein 18jähriger Jungfan kann seine Fragen stellen, kein interessierter Auswärtiger kann Teil der Südkurve sein, keine AntirassistIn vom Millerntor kann hier in Projekten aufgehen.
Als Konsequenz dessen zogen wir zu Beginn der Saison wieder zurück in den Fanladen, wo jeden Mittwoch ab 19 Uhr wieder ein proppevolles Treffen stattfindet – für alle Sankt PaulianerInnen, für Interessierte und Kritiker, Ultras aber auch jeden anderen mit einem losen Mundwerk oder auch nur gewaschenen Ohren.
Am Abend vor jedem Spieltag findet im Viertel ein lockerer Vorspieltagsabend von uns organisiert statt. Von den Abläufen am Spieltag oder dem Abklappern der To-Do- Liste, über Manschafftsaufstellung und Spieltipps bis hin zum allgemeinem Austausch über die Situation von Ultrà Sankt Pauli – all das ist dort in Einzelgesprächen möglich und eine absolute Bereicherung zu unserem normalen Treffen. Die Ultras freuen sich über jede und jeden, der auf ein Bier, ’ne Mate oder fünf Gin Tonic vorbeikommt.
Wir möchten Ultrà Sankt Pauli wieder zu einem Projekt für alle Braun-Weißen machen und von diesem bunten Haufen geprägt werden, der auch in den letzten zehn Jahren Einfluss auf uns hatte. Wir wollen offen sein für jeden, der den Weg mit uns gehen möchte, und wir möchten uns mit euch allen zusammen weiterentwickeln. Es wird in diesem Jahr wieder mehr Stellungnahmen und Texte von uns geben- holt euch daher regelmäßig BASCH, das Heft von USP.
Es ist an der Zeit, dass nicht nur über die Ultras geredet wird, sondern wir uns mehr als aktuell einmischen und zu Wort melden. Der Fußball ist im Umbruch und im Zuge dessen auch der FC St. Pauli, natürlich haben wir zu all diesem eine Meinung und wir wollen dass sie angehört wird! Und zwar nicht nur von denen, die es interessiert, sondern auch von denen, die nicht reden und vor allem nicht hören wollen. Spitzt in Zukunft Eure Ohren, DFB und Präsidium.
Auch in diesem Jahr werden wir bei der Jahreshauptversammlung Präsenz zeigen und es scheint, dass es selten so wichtig war wie in diesem Jahr.
Selten gab es ein Präsidium und eine Geschäftsführung, die so vehement die kritischen Stimmen der Mitglieder ignoriert hat, und einen Schlangenlinienkurs zwischen Faninteressen und DFB-Wahnsinn fährt und damit nicht nur für völlige Konfusion sorgt, sondern es unmöglich macht eine Ebene des Vertrauens aufzubauen.
Der Jolly Rouge ist zurück und diesmal wird er sich nicht von vagen Versprechungen und Ankündigungen von regelmäßigen Treffen zwischen den Vereinsebenen blenden lassen. Diesmal bleibt er, bis der Jolly Rouge und bis wir unser Ziel erreicht haben und das Herz von Sankt Pauli als hinreichend wertgeschätzt ansehen!
Liebe Leute, es ist Zeit für einen nächsten großen Schritt nach vorne mit den Ultras am Millerntor. Ruhen wir uns nicht darauf aus, was wir geschaffen haben. Im Rahmen der Feierlichkeiten zu unserem 10jährigen gab es es so manchen kritischen, stolzen oder auch versöhnlichen Blick nach hinten, aber jetzt wo auch der letzte Kater verschwunden ist, liegt es an uns allen, die neue Dekade USP zu prägen.
Sucht Euch in diesem riesigen bunten Haufen Euren Platz und lebt Sankt Pauli, wie Ihr es haben möchtet!
Werdet beim Spiel am Fanladenkabuff in der Süd oder beim Treffen für ’nen Zwanni Mitglied und unterstützt damit Stimmung am Millerntor, laute Gesänge und bunte Choreographien. Supportet mit Eurer Mitgliedschaft den Gegenpol zum durchdrehenden DFB, geht mit uns den Weg von gelebtem Antirassismus und kritischem Anderssein. Seid Teil dieser Bewegung! Zusammen beleben wir das braun-weiße Herz von St. Pauli wieder und leben in der Südkurve gemeinsam weiter in unserer eigenen Welt!
Los geht’s, einstürzen, neubauen, Mitglied werden!
Ultrà Sankt Pauli im Oktober 2012