Keine Party mit der DPolG! – Ein offener Brief
Warum wir dieses Jahr dem Ehrenamtsempfang des FC St. Pauli fernbleiben.
Vorweg:
Die inhaltliche Auseinandersetzung mit Positionen und Aktivitäten der „Deutschen Polizeigewerkschaft“ (DPolG) sowie einiger ihrer prominenten Vertreter*innen ist weiterhin notwendig. Dies verdeutlichte die Veranstaltung der Braun-Weissen Hilfe zum Thema „Die Deutsche Polizeigewerkschaft als Verkörperun des Polizeiproblems?“ mit dem Polizeiforscher Alexander Bosch, welche auf großes Interesse stieß und entsprechend sehr gut besucht war. Die Auseinandersetzung soll sich dabei nicht nur auf einzelne Abteilungen des FC St. Pauli reduzieren, sondern im besten Falle breit in Verein und Fanszene geführt werden.
Dabei geht es in diesem Zusammenhang nicht dezidiert um „die Polizei“, sondern vielmehr um den Interessenverband „Deutsche Polizeigewerkschaft“, deren Mitgliedschaft schließlich auf Freiwilligkeit beruht. Es kann daher davon ausgegangen werden, dass Mitglieder der DPolG grundsätzlich mit den Inhalten und Äußerungen ihres Interessenverbandes einverstanden sind.
Positionen – wofür steht die DPolG?
Die „Deutsche Polizeigewerkschaft“ spricht sich für eine Ausweitung von verdachts- und anlassunabhängigen Kontrollen durch die Polizei aus. Eine Praxis, welche bereits in ihrer jetzigen Form Racial Profiling befördert. So verharmlosten und reproduzierten ihre Vetreter*innen in der Vergangenheit immer wieder rassistische Einstellungsmerkmale. Ihr Bundesvorsitzender Rainer Wendt sprach im Interview mit dem „neurechten“ Medium Tichys Einblick davon, dass Menschen aus sogenannten islamisch geprägten Kulturkreisen in Deutschland nicht integrierbar seien (09.05.2018). Und er verwies 2015 im als gesichert rechtsextrem geltenden Compact-Magazin auf die vermeintliche Machokultur junger Muslime. Medienpolitisch sind Vertreter:innen der DPolG nicht nur in Tichys Einblick oder Compact zu finden, sondern auch in anderen Foren wie Junge Freiheit, Servus TV, Bild/Welt TV.
Die DPolG und ihre Vertreter*innen fungieren so als Scharnier zwischen konservativen und (extrem) rechten Milieus. Folgerichtig lehnt sie auch Studien zu Rassismus innerhalb der Polizei kategorisch und aktiv ab. Sie sieht keinerlei Problem in der Verschärfung der Asylpolitik und spricht sich bspw. für Abschiebungen nach Afghanistan aus.
Die „Deutsche Polizeigewerkschaft“ positioniert sich zudem klar gegen Mechanismen, welche dazu geeignet sein können, staatliche Gewalt besser zu kontrollieren – sei es die Einrichtung unabhängiger Polizeibeschwerdestellen wie in Großbritannien oder Dänemark oder die Kennzeichnungspflicht für Beamt*innen der (Bundes-)Polizei. Sie lehnt schlussendlich die Stärkung des demokratischen Rechtsstaats ab. Denn dieser soll Menschen vor staatlicher Gewalt schützen und wiederum staatliche Behörden rechtsverbindlich dazu verpflichten, Rassismus und Diskriminierung aktiv zu bekämpfen.
Die DPolG forciert hingegen mit ihrem Ruf nach Distanzwaffen (Gummigeschossen) für die Polizei, eine Militarisierung dieser. Auch die Forderung nach der Herabsetzung des Strafmündigkeitsalters auf 12 Jahre dient einer allgemeinen Verschärfung der Debatte. Inwieweit eine entsprechende Realisierung aus einer jugendstrafrechtlichen und/oder pädagogischen Perspektive sinnvoll ist, darf bezweifelt werden.
Auch für Fußballfans ist die DPolG keine unbekannte Institution. So forderte Rainer Wendt schon mehrfach fanunfreundliche Regeländerungen wie beispielsweise die Abschaffung aller Stehplätze, die Erhöhung von Zäunen oder lebenslanges Stadionverbot. Auch befürwortete Wendt unwürdige Praxen wie das vollständige Entkleiden von Fans in sogenannten Nacktzelten, um Einlass ins Stadion zu erhalten. Auch sein Ruf nach Fußfesseln für „Wiederholungstäter“ bleibt unvergessen. Die DPolG scheint das Fußballstadion und das Spieltagserlebnis wie einen Kriegsschauplatz zu bewerten („Wer ins Stadion geht, begibt sich in Lebensgefahr“). Eine Haltung, von welcher der FC Sankt Pauli und seine Fans glücklicherweise meilenweit entfernt sind.
Abschließend:
Die dargelegten Positionen der DPolG sind unserer Ansicht nach nicht mit den politischen Überzeugungen und Werten des FC Sankt Pauli und seiner Fanszene, wie Antirassismus, Antifaschismus und lebendige Fankultur, vereinbar. Wir haben uns daher dazu entschlossen, dem diesjährigen Ehrenamtsempfang fernzubleiben und so ein klares Zeichen zu setzen! Denn wir möchten nicht mit Dir, Carsten, als Teil der DPolG zusammen feiern! Die Mitgliedschaften in der “Deutschen Polizeigewerkschaft“ und dem FC St. Pauli sind unvereinbar!
Solltest Du das anders sehen, Carsten, stehen wir Deinen Sachargumenten offen gegenüber. Es liegt jetzt an Dir, die Vereinbarkeit als stellv. Amateurvorstand und Deinem DPolG-Engagement argumentativ darzulegen. Solange gilt:
Keine Party mit der DPolG
Unterzeichner*innen:
Braun-Weisse Hilfe
Ultrà Sankt Pauli
Teile des FC St. Pauli Triathlon
Abteilungsleitung FC St. Pauli Marathon
Lauf gegen Rechts Organisationsteam der Marathonabteilung
Fanladen St.Pauli
Fanclubsprecher:innenrat (FCSR)
Fanräume e.V.
Ständiger Fanausschuss (StFA)
FC St. Pauli Museum
Ballkult e.V. / Jolly Roger
magischerfc.de Kollektiv
MillernTon
Basch
Kiezkieker
Antira St.Pauli
AK Awareness
St. Depri- wir sind immer für uns da e.V.
Kiezkick
Supportblock Sankt Pauli
NordSupport
Team Nord
Conexion
GAS St. Pauli
FC Lampedusa St. Pauli
Sankt Pauli Skinheads
Südzecken Sankt Pauli
Dörte Becker Fanclub
FC St. Pauli Triathlon Crew (Fanclub)
Rhoihessefront
Stardust Sankt Pauli
Pröppers Vendetta
Punkrock St.Pauli
electro mob – sankt pauli
Blutrausch St. Pauli
Straight Edge Sankt Pauli
Basis St. Pauli
Fanclub Roter Stern St. Pauli
Blackout Sankt Pauli
St. Pauli Crew Frankfurt
Lob & Pöbelei
HBCSP
FC Keine Ahnung!!
1910 Dezibel
Szenario Kaos
Brigade Zero
Tactical Trashtalk
Teile der FCSP-Segelabteilung
Teile des FC St. Pauli Kegeln
Fanräume e.V.
Redaktion „Der Übersteiger“
BAM!/Bildung am Millerntor
Podcast ‚If You Can Hear Us“
Fanclub Forza Sankt Pauli
Zecktion
Fanclub Schmuddelkinder
Fanclub Pegnitz Piraten
Die letzten Nacken
Mett Crew St. Pauli
Fanclub Last Minute Sankt Pauli
Kollektiv 20359
Fanclub 90-60-90
Paramatics Sankt Pauli – Der Paramat
Fanclub Braun-Weiße Parallelgesellschaft
Fanclub Altes Lager Sankt Pauli
Queerpass St.Pauli
FC St. Pauli Fanclub Hafenklang
Hasta la Borrachera Siempre
Fanclub Horatio Hornblower
Fanclub Blutgrätsche Quedlinburg
Fanclub Museumshoschis
Partizans Heidelberg
Millerntoristen
Fanclub Bagage de Sankt Pauli
Chaoticker St.Pauli
Meriva Fanclub Sankt Pauli
Blocknachbarn Sankt Pauli
The Wasted
FCSP Shithouser‘s United
Igelgruppe Sankt Pauli
Djangos St. Pauli
Team des fcstpauli-forum.de
Gruppo Pazzo
Drehmoment FCSP
Fanclub Confused State of Mind St.Pauli
St.Pauli Gizmos
Fanclub Bordbistro der Herzen
FC St.Pauli Fanclub Traktor Trittau
Low Society Sankt Pauli
Emscher Crew St. Pauli
MVPs St. Pauli
Kanalratten Rendsburg
Fanclub FC42
Fanclub RatPack
Teile der FCSP Tischfussball Abteilung
Fanclub Breite Fanszene
FCSP Wohnzimmer GG
Fanclub artivisti St. Pauli
Fanclub Unter Linden
Fanclub Halbzehn-Abfahrt-1910
gegengeradenbesetzer.blog
Fanclub Pilsette 1910
Teile des FC Sankt Pauli Radsport
Fanclub Asoziales Netzwerk Sankt Pauli
Fanclub Astra Luego
Fanclub Modefans & Szenetypen
Fanclub Rakete Lumbago Sankt Pauli
Fanclub Walters Frösche
Freundeskreis Andy Grote
Antifa Kaffeestand Gegengerade
Fanclub Wi köönt ok anners
Fanclub Neckarpiraten
Einzelpersonen: Oliver, Leif, Katharina, Daniel, Andreas,
Sabine, Jens, Michael, Susanne, Volkmar, Jussi, Mark, Klaus, Eva, Peter, David, Katja, Faby, Frank, Cathrin, Marco, Thorsten, Jan, Johanna, Jörg, Dieter uvm.
Ihr möchtet ebenfalls unterzeichnen? Dann schreibt uns: keine-party@dpolg.info