Redebeitrag von der Kundgebung im Lager Horst-Nostorf

Hier der Redebeitrag von USP Antirazzista, der auf der Kundgebung am 14. Januar vor dem Flüchtlingslager in Horst-Nostorf verlesen wurde.

Hallo liebe Leute.

Auch einige Menschen aus der Fanszene des FC St. Pauli, sind heute hier um konkret Hilfe zu leisten und um die menschenverachtenden Bedingungen in diesem Lager zu skandalisieren. Da dies alleine leider am Grundproblem nichts ändert, möchten wir nun kurz auf die sozialen, ökonomischen und gesellschaftlichen Ursachen eingehen, die jeden Tag millionenfach Ausgrenzung, Gewalt, Zerstörung, Armut, Hunger und Tod hervorbringen. Hierbei fällt zwangsläufig der Blick auf den globalen Kapitalismus. Denn im Kapitalismus geht es eben nicht darum, Dinge für ein gutes Leben zu produzieren, sondern hauptsächlich darum, aus Geld mehr Geld zu machen. Diese beknackte Logik findet in vielfältigsten Formen der Konkurrenz ihren Ausdruck und verursacht viele Verlierer_innen und wenige Gewinner_innen.

Global entfacht der kapitalistische Weltmarkt einen brutalen Wettlauf zwischen den Nationen und Wirtschaftsblöcken. In diesem weltweiten Hauen und Stechen haben viele Regionen nie eine realistische Chance den Vorsprung der reichen Länder einzuholen. Die Folge sind verarmte Krisenregionen, Billiglohnländer und moderne Formen der Sklaverei. Die weltweite Terrormaschine des Kapitals nimmt den Menschen ihre Lebensgrundlagen und zwingt ihnen die Spielregeln eines brutalen Spiels auf, bei dem sie kaum gewinnen können. Auf der Suche nach besseren Lebensbedingungen und der Flucht vor Krieg, Verfolgung, Armut und Hunger werden die Menschen weiter gedemütigt und ausgegrenzt. Nur Wenigen gelingt es in die Zentren der kapitalistischen Bestie zu gelangen und viele Menschen sterben täglich bei dem Versuch die Festungen der reichen Länder zu betreten.

Um den Schein der Normalität zu wahren, versuchen die kapitalistischen Zentren mit immer brutaleren Mitteln, jene Menschen auszugrenzen, die im kapitalistischen Sinne überflüssig sind, da sie für die Kapitalverwertung nicht gebraucht werden.
Insgesamt ist nach dieser fiesen Logik über die Hälfte der Menschheit „überflüssig“. Schaffen es die Menschen aber doch durch das engmaschige Netz der Ausgrenzung, dann droht ihnen ein Leben in Illegalität und die Abschiebung in das Elend ihrer Vergangenheit.

Hinzu kommt, dass der Kapitalismus selbst, durch seine eigene Produktivität, an die Grenzen seiner Wachstumsfähigkeit gestoßen ist und somit im Abwärtssog der Dauerkrise fest steckt. An den Grenzen dieses wahnsinnigen Systems droht sich die Situation noch einmal zu verschlimmern. Die immer schlechteren wirtschaftlichen Bedingungen, auch in den reichen Ländern, sorgen dafür, dass, ohnehin schon weit verbreitete, zerstörerische und dumme Ideologien wie Nationalismus, Rassismus, Antiziganismus, Antisemitismus, Sexismus, Sozialdarwinismus, etc. weiter explodieren.

Festung Europa, Abschiebungen, Lagerunterbringung, prügelnde Polizisten, Sicherheitswahn und Paranoia, Pogrome und Morde des rassistischen Mobs, sowie verstärkte Akzeptanz rechtspopulistischer Scheiße, sind verschiedenste Ausdrucksformen einer Sündenbocksuche die Angst davor hat, sich endlich den wirklichen Problemen der Zeit zu stellen. Ein weiteres Problem ist, dass die kapitalistisch verblödeten und konkurrenzgeschädigten Leistungsroboter die kapitalistische Normalität so stark verinnerlicht haben, dass sie sich nichts besseres mehr vorstellen können als die totale Konkurrenz.

Ein wichtiger Schritt in eine lebenswerte Zukunft und ein besseres Leben für die Menschen auf diesem Planeten wäre also zuerst einmal die kritische Auseinandersetzung mit der uns umgebenden kapitalistischen Normalität. Erst wenn viele Leute bereit sind mit dieser kapitalistischen Normalität zu brechen, sind neue Wege möglich, um die vielen vorhandenen Reichtümer und Kenntnisse, in ein besseres Leben für Alle Menschen der Erde einsetzen zu können. Hierzu gehört auch das Ende der Nationalstaaten und Grenzen, die uns voneinander trennen und soviel Leid, Hass und Dummheit verursacht haben.

Schluss mit einer Logik die Alles und Jeden zur Ware macht.
Für eine Produktionsweise, die den Menschen dient und nicht dem Profit.
Schluss mit Nationalismus, Rassismus und Ausgrenzung.
Für freie Menschen in freien Assoziationen.
Nieder mit dem Kapitalismus. Für die soziale Revolution!

Von Antirazzista am 19. Januar 2012 14:24 in Antirazzista