Erinnerung an die rassistischen Pogrome in Hoyerswerda vor 20 Jahren
20 Jahre ist es jetzt her, dass in Hoyerswerda, einer Stadt im Osten von Sachsen, Steine und Brandflaschen in die Wohnheime von Asylbewerber_innen und Vertragsarbeiter_innen (sog. Gastarbeiter_innen) flogen und viele Bürger_innen daneben standen und Beifall klatschten. Tagelang belagerte der deutsche Mob die Wohnheime, skandierte rassistische Parolen und terrorisierte die Bewohner_innen. Die Polizei sah sich nicht in der Lage, eines der ersten rassistischen Pogrome nach 1945 zu beenden. Schließlich wurden die Bewohner_innen mit Bussen aus der Stadt evakuiert. Die Sicherheit, der in Hoyerswerda lebenden Menschen mit Migrationshintergrund, war nicht mehr gewährleistet. Diejenigen, die versuchten sich gegen die Angriffe zu stellen, fanden kein Gehör, zwei größere antifaschistische Demonstrationen wurden massiver Polizeirepression ausgesetzt. Dieses rassistische Pogrom war nur eines von vielen weiteren die darauf folgten z.B: in Rostock-Lichtenhagen, Solingen, Mannheim-Schönau oder Mölln.
Tiefsitzender Rassismus und deutsches Nationalgefühl gepaart mit dem neuen Selbstbewusstsein der wiedervereinigten Nation ermöglichten diese. Der staatliche Rassismus mit seiner Abschiebepolitik, das System von rassistischen Sondergesetzen und das restriktives Staatsbürger_innenschaftsrecht zeigen, dass es auch heute noch einen verbreiteten rassistischen Grundkonsens in der Gesellschaft gibt. Gestützt wird dieser u.a. durch die staatliche Ausgrenzung von Menschen mit Migrationshintergrund. Einige Umstände haben sich heute verändert, der Nationalismus als Ideologie ist jedoch geblieben und erfährt u.a. in Deutschlandfahnen schwenkenden Fußballfans seine Entsprechung. In Hoyerswerda wurde nach dem Pogrom lieber geschwiegen, bis heute gab es keine nennenswerte Auseinandersetzung und daraus resultierende Aufarbeitung .Aktive Neonazistrukturen und Übergriffe gegenüber Antifaschist_innen werden in der öffentlichen Wahrnehmung nicht verhandelt.
Anlässlich des 20. Jahrestages des Pogroms gibt es am 17.September um 14 Uhr in Hoyerswerda einen antifaschistischen Stadtspaziergang!